Samstag, 13. Januar 2018

mit dem Zodiak im Schwarzwasser

13. Januar Lago Uará


Wir ankern beim Lago Uará und können von Bord aus schon den Schwarzwasserfluss sehen, der in das braune Wasser hineinströmt. Die Trennlinie zwischen Braun und Schwarz ist scharf.



Schon um 10 Uhr sitze ich im Zodiak, leider wieder in Begleitung des müden Lektors mit der kraftlosen Stimme. Zu meiner Linken ein Passagier mit riesigem Teleobjektiv und gegenüber eine Dame mit ausladendem lila Hut. Beim Fotografieren muss ich mich ziemlich verrenken und kann nur hoffen, dabei nicht ins Wasser zu fallen.



Unser Fahrer ist auch nicht der Geübteste und schrammt ein anderes Zodiak, droht danach ins Gebüsch steuern.
Letztendlich schafft er es doch noch, an der Stelle anzuhalten, wo fast alle in den Genuss kommen, ein Faultier zu sehen, das sich im Baum niedergelassen hat. 
Selbst ich kann ich es erkennen. Allerdings gehört immer noch eine Portion Phantasie dazu, denn die Tiere sind nicht allzu groß, hängen in entfernten Bäumen und meist recht hoch. Auf dem Foto habe ich es mit einem roten Pfeil markiert, damit ich es wiederfinde und um zu zeigen, wie schwierig die Sucherei ist.


Einheimische sind auch unterwegs und machen ihre Erledigungen. Sie biegen in kleine Seitenarme ab, was uns leider nicht gegönnt ist.


Später wird von Affen und Papageien erzählt, die man gesehen hat. Alle Boote fahren zwar die gleiche Strecke, aber die Erlebnisse sind trotzdem nicht dieselben.
In einer seeartigen Ausbuchtung des schwarzen Flusses haben sich ein paar Einheimische niedergelassen. 
Für Fische eignet sich das saure Wasser der Schwarzwasser-Flüsse ja weniger. Bei einem pH-Wert von 3,7 fühlen die sich nicht wohl. Für die Menschen aber ergibt sich der Vorteil, dass die Moskitos diese Gegenden auch nicht so gerne haben, also ist sie für eine Ansiedlung gut geeignet. 
Kinder schwimmen lachend zu unserem Boot. Der lia Hut schwankt vor Vergnügen.




Eine Frau übergießt sich mit Wasser, bevor sie die Wäsche erledigt, andere beobachten uns scheu aus der Türöffnung heraus.



Nach einer Stunde ist die 3. Zodiakfahrt zu Ende. Ein paar Jungen winken uns noch zu.




Es geht wieder auf das Schiff, die Zodiaks sind auch gleich dran.



Sämtliche Kleidungsstücke sind klitschnass geschwitzt. Wir sollen zwar Wasser sparen, aber eine kurze Dusche ist nun fast überlebensnotwendig.
Die Sonne knallt heute nur bis zum späten Vormittag, dann ziehen wieder dunkle Wolken auf, und bei dem Wind wird es richtig frisch. Nur mit einer Jacke lässt es sich ausdauernd im Fahrtwind aushalten.


Das Schiff wechselt immer wieder die Uferseite, manchmal verläuft die Fahrrinne auch in der Mitte des immer noch riesigen Stromes. 


Es gibt hier keine verlässlichen Fahrrinnen, auch kein Kartenmaterial. Der Verlauf des Flusses ändert sich ständig. Durch die Schlamm- Massen, die der Amazonas mit sich führt, wechselt auch die Wassertiefe dauernd. Damit kommt kein großes Schiff mit entsprechendem Tiefgang durch.

Vom Flugzeug aus habe ich bislang nur das schlangenähnliche Band gesehen, das der Amazonas bildet. In Wirklichkeit ist diese Schlange aber sehr variabel, mal dicker, mal dünner und auch in sich noch ein wenig zerfleddert durch die Sandbänke und Inseln.
Sehr schwer zu beschreiben und von meiner jetzigen Warte aus auch überraschend anders als in meiner bisherigen Vorstellung.
Überall gibt es Flussinseln, Kanäle, Seitenarme, die man vom Schiff aus gar nicht immer erkennen kann. Mit Regen- und Trockenzeiten verändert sich alles ständig und immer wieder. 
Momentan haben wir Regenzeit, die aber erst vor ca 4 Wochen begonnen hat und noch ca 5 Monate dauern wird.
Manchmal sieht man hinter dem breiten Uferbereich eine Seenlandschaft, die ein vorübergehendes Überbleibsel der letzten Überflutung ist. An vielen Baumstämmen erkennt man den letzten Höchststand des Wassers.



Reiher tummeln sich an einem See und fliegen im Schwarm auf.
Über den Baumwipfeln tauchen plötzlich kreischend Papageien auf und verschwinden wieder im grünen Band. Wenn man am Bug des Schiffes steht, hört man häufig nichts als den Fahrtwind und mit viel Glück auch intensives Vogelgezwitscher.
Ein weiterer Schwarzwasserfluss schiebt seinen Inhalt in das Braun hinein.


Ab und zu saust ein Einbaum nahe am Ufer entlang, ohne uns zu beachten.
An anderer Stelle sind wir hingegen genauso eine Attraktion wie umgekehrt, und wir werden vom weit entfernten Ufer mit dem Handy geblitzt.
Wir sehen nur wenige Ansiedlungen. Manche erscheinen verlassen, bei anderen hat sich eine kleine Menschenmenge am kleinen Anleger versammelt und beobachtet uns.



Ein verlassenes Boot am Ufer und eine Spur die Böschung hinauf bedeutet in der Regel, dass sich dahinter irgendwo ein Haus befindet. Mit dem Fernglas entdeckt man es dann oft hinter Bäumen versteckt.


Auf den beiden Fotos unten sieht man ein Beispiel für die Dimensionen. Bereits mit bloßem Auge kann ich ahnen, dass am Ufer ein Boot mit 2 Leuten losfährt. Aber erst mit Hilfe des Zooms oder eines Fernglases kann ich mir Gewissheit verschaffen.



Um die Siedlungen herum ist meist der Wald gerodet, einmal habe ich eine kleine Rinderfarm entdeckt. Eine Satelliten
schüssel gehört zum Alltag, genauso wie Stromleitungen.
Ohne Regen geht der heutige Tag zu Ende. Der Sonnenuntergang fällt aus, die schwarzen Wolken haben das Sagen am Himmel.
Die Dunkelheit kommt schnell und mit ihr die nächste Invasion der schwarzen Käfer.


Noch liegen die unzähligen verendeten Käfer der letzten Nacht herum, schon krabbeln die neuen, angelockt von unserem Licht über die gestrigen hinweg. 
Morgen früh dürfen wir uns das Elend wieder ansehen. Als nachtaktive Tiere sind sie offenbar nicht in der Lage, sich durch Fortfliegen zu retten.
Diverse große und kleine Falter können, sofern sie sich nicht auf dem Fußboden niedergelassen haben, durchaus lebendig über den Tag kommen, falls sie es ertragen, fast den ganzen Tag fotografiert zu werden.



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